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Als jüngstes Mitglied des VDMT stellen sich die „Bielefelder Eisenbahnfreunde e.V.“ vor, die ihr Domizil in den Restanlagen des ehemaligen Bahnbetriebswerkes (Bw) Bielefeld aufgeschlagen haben. Sie sind dem Verband deutscher Museums- und Touristikbahnen in diesem Sommer beigetreten.

Das ehemalige Bw der heute ca. 340.000 Einwohner zählenden Großstadt entstand mit dem Bau der „Cöln-Mindener Eisenbahn“ (CME), die am 15. Oktober 1847 eröffnet wurde. Durch den sukzessiven Bau zahlreicher von Bielefeld direkt ausgehender bzw. im Streckenverlauf von der CME abgehender Nebenstrecken (all diese Strecken sind bis heute im Betrieb) war es nötig, hier ein größeres Bahnbetriebswerk zu errichten. Der Ringlokschuppen zählte zum Schluss 22 Tore.

Bis in die 1960er Jahre gehörten besonders die preußischen Nebenbahn-Tenderlokomotiven zum Bestand des Bw; aber auch von den „Großen und Schnellen“ – von der S10 bis zur 01 oder 03 – wurde Bielefeld immer als Personal- und Wendebetriebswerk angefahren. Selbst für viele Kundige unbekannt ist, dass aufgrund der Nachkriegswirren die 61 001 kurzzeitig in Bielefeld beheimatet war (s.a. EK-Spezial Nr. 38, S. 27)

Schon früh wurden die Bielefelder Nebenbahnen mit Triebwagen befahren. VT 33, 36, 45 und VT 60 waren ebenso in Bielefeld beheimatet wie die Diesellokbaureihen 211, 212, 260 und viele verschiedene Kleinlokbaureihen. Aufgrund von Rationalisierungsmaßnahmen wurde Bielefeld 1985 Außenstelle des Bw Hamm. Schließlich zog sich die damalige Bundesbahn bis auf eine noch heute in Betrieb befindliche Tankstelle und ein Wendegleis zurück. Der unter Denkmalschutz stehende Lokschuppen verfiel, bis sich im Jahr 2002 ein Käufer fand und mit radikalen Umbaumaßnahmen begonnen wurde. Es entstand eine inzwischen etablierte Großdiscothek mit dem Namen „Ringlokschuppen“ (heute „Lokschuppen“), in der auch Konzerte und sonstige Events stattfinden.

Im Jahr 2004 taten sich einige Eisenbahnfreunde zusammen, um die erhalten gebliebene, aber zugewachsene und nicht mehr betriebsbereite Drehscheibe zu retten. Die „Bielefelder Eisenbahnfreunde e.V.“ waren gegründet! Den Besuchern des Konzertortes sollte die Drehscheibe die technische Funktion und Bedeutung des Gebäudes „Ringlokschuppen“ vor Augen führen und als technisches Denkmal erhalten bleiben.

Heute ist die Drehscheibe wieder voll funktionsfähig. Auf ihr werden zumeist Fahrzeuge ausgestellt, die einen mehr oder weniger direkten Bezug zu Bielefeld haben. Hierin liegt ein weiteres Tätigkeitsfeld des Vereines. Es geht darum,  beispielgebend einige Eisenbahnfahrzeuge, die ehemals in und um Bielefeld im Einsatz waren, zu erhalten und auszustellen. So konnten an eigenen Fahrzeugen bisher der originale Klv53 der örtlichen Bahnmeisterei, die Kö 311 225 und eine in Arbeit befindliche Köf II, die ebenfalls einmal im Bw beheimatet war, betriebsbereit aufgearbeitet werden. Obwohl nie in Bielefeld beheimatet, ist die Dampflok 01 150 und ihr zweimaliger Retter Olaf Teubert eng mit dem Bw verbunden. Auch wenn die Lok aufgrund fehlender Gleise jetzt nicht mehr in den Ringlokschuppen gelangt, wo sie 1984 im Besitz von Walter Seidensticker erstmals wieder museal in Betrieb genommen worden ist, so kam sie seit ihrer erneuten Aufarbeitung nach dem Brand 2005 oftmals nach Bielefeld zu Besuch und fand mehrfach im eingleisigen E-Lokschuppen ein Dach über dem Kessel.

Inzwischen sind Dampflokomotiven wieder häufiger in Bielefeld anzutreffen, um bei diversen Sonderfahrten zu restaurieren oder für einige Zeit einen Zwischenstopp einzulegen. Wasser ist hier immer zu haben, Kohle auf Bestellung und das Drehen der Fahrzeuge ist auch möglich. Beim Kurzbesuch der 18 201 im Juni des letzten Jahres spannte sich ein Bogen in die Vergangenheit zu deren Schwesterlok 61 001. Schließlich hatten schon 1951 solch beeindruckend große Räder im Bw ihre Runden gedreht.

Zu den erhaltenen Fahrzeugen gehören auch zwei Tankwagen eines lokalen chemischen Betriebes, welche inzwischen als Werbeflächen ortsbezogener Firmen dienen, sowie ein preußischer G 10, der – so zwar nicht original, aber dekorativ – für einen bekannten Puddinghersteller aus Bielefeld Werbung macht. Auch die ehemaligen meterspurigen „Bielefelder Kreisbahnen“ (Einstellung 1954), die gemeinsam mit der anschließenden „Herforder Kleinbahn“ ein weitläufiges Schmalspurnetz durch Ostwestfalen bis an die Weser bedienten, wurden nicht vergessen. Eine baugleiche regelspurige B-Tenderlok aus dem Hause Borsig steht zurzeit zur Aufarbeitung an. Das Bielefelder Vorbild wurde u.a. im Übergabeverkehr zwischen Staats- und Kreisbahnen eingesetzt, ist also ein weiteres Stück lokaler Geschichte „zum Anfassen“. Bei den Gebäuden dürfte der Wasserturm Bielefeld aus dem Modellbahnsortiment her bekannt sein. Er wird momentan von einem benachbarten Unternehmen zur eigenen denkmalgerechten Nutzung renoviert.

Nachdem Vereinsmitglieder die damals im Besitz des Verkehrsmuseums stehende original Bielefelder Kö 311 225 mustergültig aufgearbeitet hatten, trat 2014 das Museum mit der Bitte um Aufarbeitung des Turmtriebwagens Klv  61 an sie heran. Das seinerzeit völlig zerfledderte Fahrzeug konnte daraufhin 2018 dem Publikum funktionsfähig vorgeführt werden. Weitere Objekte der Zusammenarbeit mit dem DB-Museum sind drei abgestellte und konservierte Mitteleinstiegswagen der Bauart „Köln“, die als ehemalige Wagen des „Tagesgeschäftes“ auf der CME durchaus Objekte mit Bielefelder Bezug darstellen.

Die weiteren Ziele des 55 Mitglieder zählenden Vereins sind klar: Sie möchten eine kleine „Perle“ in einem für manchen Eisenbahnfreund unbekannten Gebiet sein, indem sie erhalten und pflegen, was sie als Mitglieder gut finden. Interessierte laden sie ein, sich mit der allgemeinen Eisenbahngeschichte, aber auch speziell mit der Eisenbahn in der oft belächelten Stadt Bielefeld („Bielefeld gibt es nicht“) zu beschäftigen. Es dreht sich für sie alles um die Freude an der Eisenbahn, die sie durch die Erhaltung von Bw-Anlagen und der zumeist lokalen Fahrzeuge aufrechterhalten wollen. Sie sind bestrebt, ihre Begeisterung an die Menschen der Region und darüber hinaus weiterzugeben, unter anderem mit und bei Sonderfahrten. Internetadresse: www.bielefelder-eisenbahnfreunde.de

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