Der Eigentumsübergang der württembergischen T3 Nr. 930 von der Gesellschaft zur Erhaltung von Schienenfahrzeugen e.V. zum Verein Schwäbische Albbahn e.V. (s. EK 3/2020) wurde im Rahmen des SAB-Neujahrsempfanges – wie in Münsingen üblich – angemessen zelebriert. Beide Vereine, vertreten durch ihre Vorsitzenden Armin Herdecker (GES) und Bernd Weckler (SAB), betonten in einer gemeinsamen Erklärung die konzeptionellen Überlegungen, die diesem Akt zugrunde lagen: Die GES wird sich künftig verstärkt um den Erhalt des unter Denkmalschutz stehenden „Hohenzollern Zuges“ mit den Lokomotiven 11 und 16 kümmern, die SAB um die Garnituren staatlicher Nebenbahnen in Württemberg in unterschiedlichen Epochen.
Damit schon bislang einhergehende Veränderungen in den Fahrzeugsammlungen machen Sinn und die Tatsache, dass sie tatsächlich vermehrt auch zwischen anderen Vereinen stattfinden, zeigt, dass sich die Museumsbahnszene auf gutem Wege befindet: Was einstmals quer über die Republik oder nachkriegs-reparationsbedingt in angrenzende Staaten verstreut war, hat eine Chance auf Zusammenführung. Sachgesamtheiten entstehen erneut und können auch zu Alleinstellungsmerkmalen ihrer Träger werden.
Allerdings betreffen derartige Entscheidungen nicht allein die eigentumsmäßige „Papierlage“. Vielmehr muss das Gewünschte mit jenen mental vereinbart werden, die sich für den Erhalt oder die Aufarbeitung eines historischen Zuges handwerklich engagiert und oftmals auch viel Geld investiert haben. Dies ist eine verantwortungsvolle Aufgabe der Vereinsvorstände und meint die vorausschauende Planung, viel Kommunikation und gegebenenfalls die Organisation eines längerfristigen Prozesses von Ortsveränderung der Exponate. Ralf Stoll, Vorsitzender des Vereins der Freunde der Zahnradbahn Honau-Lichtenstein, schilderte in Münsingen eindrucksvoll die insgesamt 27 Jahre dauernde Wiederinbetriebnahme der Zahnradlok 97 301 durch die Reutlinger Kollegen. Das Fehlen des Zahnstangenabschnitts auf der einstigen Verbindung Reutlingen-Schelklingen bedeutete jedoch Umstationierung und schließlich viel Überzeugungsarbeit für die aktuelle Präsentation auf der Alb, trotz historischer Stimmigkeit.
Auch an der Aufarbeitung der württembergischen T 3 klebt Herzblut. Nach dem viel zu frühen Tod von Thomas Kirchner, dem ehemaligen Projektleiter für die Aufarbeitung, nahm sich sein Vater, Gerhard Kirchner, dieses Projektes an und brachte es zu einem erfolgreichen Ende. Auch er konnte in Münsingen auf der Bühne stehen und sein Empfinden ausdrücken. Schon länger war „seine“ T 3 auf der Alb zu Gast. Die Erfahrung, dass die Zusammenarbeit der Vereine funktioniert, Arbeit wertgeschätzt wird und schließlich zu nachhaltiger Sicherung historischer Zeugen führen kann, hat eine Zustimmung zum Eigentumsübergang möglich gemacht.
Das Fazit aus Münsingen lautet mithin: Verständigen auf gemeinsame Ziele in den Vereinen und zwischen den Vereinen, Ermöglichen konzeptionell begründbaren Austausch von Exponaten unter Einbeziehung persönlich Engagierter und die Akzeptanz von längeren Zeiträumen und kleineren Zwischenschritten für die Veränderung. Aktuell scheint es, dass den Wünschen nach historischer Übereinstimmung und Nachhaltigkeit auf diese Weise Rechnung getragen werden kann. (Hans-Jürgen Credé)