Die Museums- und Touristikbahnen befinden sich in einem ständigen Wandel: Betreiber gründen oder strukturieren sich neu, Eigentumsverhältnisse und/oder Nutzungsrechte verändern sich, neue Konzepte und Geschäftsmodelle setzen sich durch, andere werden aufgegeben. Transparenz über die aktuelle rechtliche
Verfassung unserer VDMT-Mitglieder, deren Tätigkeitsfelder (= Wertschöpfungsbereiche) sowie ihre Organisation der operativen Aufgaben (Fahrbetrieb, Erhalten und Betrieb von Eisenbahninfrastruktur, museale Arbeiten u.a.) ist daher unverzichtbar für eine effiziente und faktenbasierte Verbandsarbeit. Der VDMT hat im Zuge seiner auf der 28. Mitgliederversammlung im März 2020 beschlossenen Neuausrichtung des Verbandes in den zurückliegenden Monaten eine Verbandsumfrage durchgeführt und kann nunmehr auf eine verbesserte Datenlage zurückgreifen, die es ermöglicht, Zukunftsthemen auf Relevanz zu überprüfen und Ressourcen entsprechend auszurichten. Darüber hinaus sind nunmehr die aktuell in den Mitgliedsinstitutionen Verantwortlichen erfasst, wodurch zielgerichteter Informationsaustausch und die Bündelung von Kompetenzen zeitnah gewährleistet werden kann.
Die Untersuchung zeigt in aller Deutlichkeit die heute differenzierte Organisation des öffentlich sichtbaren Produktes „historischer und touristischer Zugverkehr“ oder „Betrieb eines Eisenbahnmuseums“. Die rechtliche Trennung von Verkehr, Infrastruktur und teilweise auch Instandhaltungs-, Service und Präsentationsbereichen findet daher auch seinen Niederschlag unter den Mitgliedern des Verbandes. Neben den (operativ) integrierten Eisenbahnen besteht die Mitgliedschaft auch aus reinen Verkehrsdienstleistern (Eisenbahn-Verkehrsunternehmen/EVU), Fahrzeughaltern, Infrastrukturunternehmen (Eisenbahn-Infrastrukturunternehmen/EIU), Ingenieurbüros, Industrieunternehmen im Bereich Dampfloktechnik, Museen ohne Fahrbetrieb u.a. Hierdurch ergibt sich eine gewisse Durchmischung von ehrenamtlich getragenen und professionellen Strukturen. Einige Mitgliedsbahnen üben, teils in getrennten Struktureinheiten, ein professionell betriebenes Geschäft aus. Dadurch gewinnen auch Daten zum unternehmerischen Geschäftserfolg und zur Funktion als Arbeitgeber hauptamtlich Beschäftigter an Bedeutung. Diese Besonderheiten sind bei einer späteren Bewertung des Zahlenmaterials zu berücksichtigen.
Zu einzelnen Ergebnissen der Mitgliederumfrage
Die Umfrage wurde im Jahr 2020 bei allen Verbandsmitgliedern mittels Fragebogen durchgeführt. Angaben zu den Leistungen stellen daher im Wesentlichen auf die Verhältnisse des vorangegangenen Jahres ab, das noch keine pandemiebedingten Besonderheiten aufzeigte. Die Mitgliederzahl des Verbandes belief sich zum 31.12.2020 auf 117. Davon unterlagen 111 Mitglieder deutschem Recht. 75 Mitglieder tragen die Rechtsform eines eingetragenen Vereins, 37 Mitglieder sind Gesellschaften nach privatem Recht (GmbH) bzw. Einzelpersonen, 3 Mitglieder sind als Körperschaft öffentlichen Rechtes verfasst, 2 Mitglieder tragen den Status als Stiftung des privaten Rechts.
1.) Genehmigungsrechtlicher Status
Eisenbahnverkehr
Bei einer Gesamtheit von 113 Mitgliedern tragen 27 Mitglieder den Status als Eisenbahn-Verkehrsunternehmen. 12 Mitglieder verfügen über ein nahestehendes, aber rechtlich getrenntes EVU. Damit steht der Fahrbetrieb bei 39 Mitgliedern in eigener eisenbahnrechtlicher Verantwortung.
41 Mitglieder tragen den Status als Fahrzeughalter. Sie stellen „dritten“ EVUs anlassbezogen ihre Fahrzeuge gegen Entgelt zur Verfügung oder vermieten sie längerfristig an Kunden (meist Museums- und Touristikbahnen).
33 Mitglieder verfügen über keine eisenbahnrechtliche Genehmigung. Dabei handelt es sich um Bahnen mit einer Spurweite < 750 mm, Museen ohne betrieblich genutzte Exponate, sonstige Dienstleister bzw. Einzelpersonen.
Eisenbahninfrastruktur
17 Verbandsmitglieder tragen den Status als EIU, 25 Mitglieder führen eine Genehmigung als Anschlussbahn, 12 tragen den eisenbahnrechtlichen Status als Serviceeinrichtung.
Häufig benutzen Museums- und Touristikbahnen Infrastrukturen, die sich im Besitz von Gemeinden, öffentlich-rechtlichen Zweckverbänden u. ä. befinden. Dies erklärt, dass nur ein Teil der Verbandsmitglieder eine eisenbahnrechtliche Genehmigung für den Bau und Betrieb von Infrastruktur beantragt und erhalten hat. Liegt die Genehmigung für Infrastruktur und Betrieb bei Dritten, kann dies an dieser Stelle nur dann abgebildet werden, wenn diese ihrerseits auch VDMT-Mitglied sind.
2.) Tätigkeit
Mit Blick auf den Markenkern der Museums- und Touristikbahnen hat die Durchführung von historischem und touristischem Zugverkehr einen hohen Stellenwert in der Umfrage. Differenziert wurde nach Fahrzeugeinsatz, wirtschaftlicher Verantwortung für die Fahrleistungen sowie den jeweils dazugehörigen „Beförderungsfällen“, im Folgenden „BF“ genannt. (Der Begriff „Beförderungsfälle“ meint eine statistische Größe, die die Anzahl der Reisenden und die mit ihren Fahrausweisen möglichen Fahrten berücksichtigt.)
Als Ergebnis zeigt sich, dass 85 Mitglieder (75 %) eigene Fahrzeuge einsetzen, davon sind 31 überwiegend auf eigener Infrastruktur unterwegs. 32 Mitglieder setzen auch fremde Fahrzeuge ein (28 %), 10 Mitglieder (9%) auch auf eigener Infrastruktur.
Im regelmäßigen Fahrbetrieb auf derselben Strecke wurden 1.143.020 Zugkilometer erbracht; dabei wurden 2.397.475 BF ausgewiesen. Die Leistungen im Sonderzugverkehr auf eigene Rechnung betrugen 68.870 Zugkilometer mit 109.785 BF. Im Charterverkehr für Dritte waren es 43.832 Zugkilometer bei 31.987 BF. Im DB-Netz fuhren die Mitglieder 166.341 Zugkilometer mit 45.066 BF im historischen und touristischen Zugverkehr.
31 Mitglieder (26 %) betreiben ein Museum bzw. erledigen museale Aufgaben (z.B. Aufbau einer Kleinbahn-Bibliothek). 9 Mitglieder sehen sich vorrangig im Bereich von Zulieferern (z. B. Dampfkessel-Hersteller, Ingenieurbüros, Sachverständige etc.)
3.) Von Mitgliedern erhaltene Fahrzeuge
Die im Besitz der VDMT-Mitglieder befindlichen Fahrzeuge werden in der gesonderten Tabelle gezeigt. Die Gesamtzahl beläuft sich auf 4835 Fahrzeuge von denen aktuell 1748 (36 %) betriebsfähig sind. 358 Fahrzeuge (7,4 %) befinden sich in Aufarbeitung, 241 Fahrzeuge (5 %) sind für eine Aufarbeitung innerhalb der nächsten zwei Jahre vorgesehen.
Weitere Ergebnisse werden demnächst veröffentlicht.
(H.-J. Credé / H.-J. Schulz)