Von der notwendigen Aktualisierung der Mitgliederdaten des Verbandes und ersten Ergebnissen der Umfrage zur Mitgliederentwicklung und -struktur des VDMT ist bereits berichtet worden. Nachstehend nun weitere Informationen zum Themenbereich Infrastruktur und zu ausgewählten Querschnittsthemen.
4.) Erhaltene bzw. benutzte Infrastruktur
Die von den VDMT-Mitgliedern genutzte Infrastruktur beläuft sich auf 1582 Streckenkilometer. Hiervon entfallen 1290 km auf Regelspur- und 292 km auf Schmalspurstrecken. Unter den Schmalspurstrecken finden sich die Spurweiten 381 mm, 500 mm, 600 mm, 750 mm, 900 mm, 1000 mm und 1100 mm. Weitere Sondermaße finden sich bei Mitgliedern unter dem Dach des Arbeitskreises Feldbahn im VDMT.
Im Eigentum der Mitglieder stehen 394 km, darunter 200 km Schmalspur. Für weitere 154 km (darunter 24 km Schmalspur) besteht ein Pachtverhältnis. Damit sind 548 Streckenkilometer in unmittelbarer wirtschaftlicher Verantwortung der Mitglieder. In der Praxis bedeutet dies, dass die für den sicheren Zustand der Infrastruktur notwendigen Ressourcen in Form eigener Personalleistung und/oder finanzieller Mittel verfügbar sein müssen, um den Eisenbahnbetrieb zu gewährleisten. Diese Ressourcen sind hinsichtlich der Pflege und der laufenden Instandhaltung auf Dauer vorzusehen. Je nach bestehender Nutzungsdauer der Anlagen sind sie jedoch in ihrer Größenordnung sehr unterschiedlich und nicht in jährlicher Folge in der gleichen Summe anfallend. Aus Mitgliedsangaben lässt sich ein Verhältnis zwischen Fahrzeug- und Streckeninstandhaltung von ca. 1 zu 2,5 nennen.
Grundhafte Instandhaltungen größerer Infrastrukturen werden in der Regel als Investition behandelt und wirken sich über erhöhte Abschreibungen aus. Sie sind üblicherweise nur bei öffentlicher Förderung möglich und damit abhängig von der Bereitstellung der notwendigen Fördermittel und des jeweiligen Eigenanteils. Sie unterliegen damit starken Schwankungen und können im Jahr der Inanspruchnahmen zu Verzerrungen des Ergebnisses führen. Das Investitionsgeschehen der Museums- und Touristikbahnen wird im Rahmen einer gesonderten Wertschöpfungsanalyse gesondert aufbereitet.
Weitere von den Museums- und Touristikbahnen gegen Trassenentgelt genutzte Strecken Dritter (NE, DB, Sondermodelle) belaufen sich auf 1034 km, darunter 68 km Schmalspur.
Nahezu alle Mitglieder besitzen Remisen, Werkstätten und Abstellflächen in unterschiedlichen Eigentums- bzw. Nutzungskonstruktionen. Tendenziell befindet sich das Eigentum an Grund und Boden bei öffentlichen Händen, während Gebäude und Einbauten meist im Eigentum der Mitglieder stehen.
5.) Vereinsmitglieder und Mitarbeiter/innen
Die Mitgliedsverbände des VDMT weisen insgesamt 16357 Einzelmitglieder aus. Darunter befinden sich 2428 im Ehrenamt aktiv tätige Mitarbeiter (ca. 15 %). Die Anzahl jüngerer Ehrenamtler (<25 Jahre) wird mit 492 (3 %) angegeben; das sind immerhin ein Fünftel der Aktiven.
Insgesamt befinden sich auch 804 fest angestellte Mitarbeiter/innen bei den Verbandsmitgliedern. Diese Zahl erklärt sich insbesondere durch die sogenannten Profibahnen, die ganzjährigen fahrplanmäßigen Zugbetrieb an allen Wochentagen anbieten. Diese Leistungen werden in der Regel auf der Grundlage von öffentlichen Dienstleistungsaufträgen erbracht, wozu auch ein arbeitsrechtlich gebundenes Stammpersonal für unabdingbar gehalten wird.
Die Anzahl der öffentlich geförderten Beschäftigungsverhältnisse belaufen sich auf 21. Sie sind eher den klassischen Museumsbahnen zuzurechnen und betreffen vorrangig Funktionen in den Bereichen Marketing/Verwaltung und Fahrzeuginstandhaltung.
6.) Umsatzerlöse/Aufwendungen für Fahrzeuginstandhaltungen
Von den Mitgliedern wurden Umsatzerlöse durch Fahrkartenverkäufe in Höhe von 21,9 Mio. Euro übermittelt. Die ebenfalls abgefragten „anderen Umsatzerlöse“ wurden mit 50,6 Mio. Euro angegeben. Diese Kategorie umfasst neben Umsätzen in den Bereichen Gastronomie, Dienstleistungen für Dritte (z. B. im Instandhaltungsbereich) insbesondere die sogenannten Besteller-Entgelte von Aufgabenträgern für die dem SPNV zuzurechnenden Leistungen. Dieser Teil der „anderen Umsatzerlöse“ ist dem „Geschäftsfeld Personenbeförderung“ zuzuordnen, so dass trotz andersartiger Abbildung im Jahresabschluss die zentrale Bedeutung des historischen Eisenbahnbetriebs einschätzbar ist. Eine stärker differenzierte Darlegung der Umsätze war nicht Gegenstand der Mitgliederbefragung.
Die Aufwendungen für die Fahrzeuginstandhaltungen der VDMT-Mitglieder belaufen sich auf 8,7 Mio. Euro bezogen auf das Jahr 2019. Dabei ist allerdings eine starke Differenzierung zwischen den Mitgliedern festzustellen. Analog zur Infrastruktur ist auch bei den Fahrzeuginstandhaltungen auf Schwankungen hinzuweisen, die sich unter anderem zum Beispiel aus Geldeingängen (Liquidität), Abgrenzungsentscheidungen betreffend der laufenden Instandhaltungen und Investitionen ergeben können. Eine zur Erhöhung der Aussagekraft notwendige Zeitreihe muss einer gesonderten Umfrage, die auch die differenzierten, rechtsformenabhängigen Möglichkeiten der Bildung von Vorsorgemaßnahmen berücksichtigt, vorbehalten bleiben.
Ausblick
Insgesamt sind rund 90 VDMT-Bahnen auf einem Strecken-„Netz“ von über 1500 km unterwegs. Diese stellen – teils sogar fernab eines SPNV-Anschlusses gelegen – aber kein zusammenhängendes Netz dar, sondern sind jede für sich touristische und kulturelle Ziele für die Regionen und damit ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor. Museums- und Touristikbahnen werden daher auf Initiative des VDMT auch in ein Bundesprojekt zur volkswirtschaftlichen Bedeutung des Schienensektors einbezogen.
Darüber hinaus werden von den Trägern auch kulturhistorische Werte erhalten und den Mitarbeitenden eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung geboten, die sich anhand von Kilometerangaben kaum ablesen lässt.
Das nunmehr vorliegende Material muss in weiteren Schritten verfeinert und durch noch fehlende Informationen ergänzt werden. Die differenzierte Struktur des Sektors legt die Bildung regionaler und angebotsbezogener Cluster nahe. Dies bleibt weiteren Arbeiten vorbehalten, die es nach ersten Diskussionen in der Mitgliedschaft zu strukturieren und vorzubereiten gilt. Wünschenswert wäre die Einbeziehung von Museums- und Touristikbahnen, die bislang nicht dem VDMT angehören, um das vorliegende Bild abzurunden.
(H-J. Credé / H.-J. Schulz)