Fachliche Dinge aus dem Bereich des Museumsbahnwesens werden innerhalb des VDMT im allgemeinen in den Sitzungen der Arbeitskreise besprochen, die traditionell während der zweimal jährlich stattfindenden Tagungen der Museumsbahner zusammentreffen. Eines der drängendsten Probleme aller heutigen Dampflokbetreiber, nämlich die Behandlung des Kesselspeisewassers als Voraussetzung für einen störungsfreien und viele Jahre währenden Betrieb, sollte jedoch wegen des Umfangs der zu erörternden Fragen einmal außerhalb dieser Tagungen auf einer eigenen Veranstaltung thematisiert werden.
Die Initiative hierzu ging von der Mansfelder Bergwerksbahn in Sachsen-Anhalt aus, die sich seit einiger Zeit systematisch mit der inneren Kesselspeisewasseraufbereitung nach einem bestimmten Verfahren befaßt. Gemeinsam mit dem VDMT wurde ein Workshop initiiert, der am 10. und 11. November 2007 bei dieser Bahn in Benndorf stattfand.
Mit 27 Teilnehmern, von denen 7 aus Luxemburg und der Schweiz kamen, war die Veranstaltung gut besucht. Referenten waren Stefan Wilke, promovierter Chemiker, Lokführer und 2. Vorsitzender des gastgebenden Vereins, sowie Ing. Hans-Thomas Reichelt, Betriebsleiter der Sächsischen Dampfeisenbahn-Gesellschaft, die für den Betrieb von Fichtelberg-, Lößnitzgrund- und Weißeritztalbahn verantwortlich zeichnet.
Neben einer Fahrt mit der Mansfelder Bergwerksbahn war der Samstag der Theorie gewidmet. Es wurde hier schon deutlich, daß die theoretischen Grundlagen, also die chemischen Zusammenhänge, als durchaus bekannt angenommen werden können. Was hingegen - und ganz besonders unter den spezifischen Rahmenbedingungen von Museumsbahnen mit ihrem eher disparaten Personalbestand - teilweise bedeutende Schwierigkeiten bereitet, ist die Umsetzung dieses Wissens in die Alltagspraxis.
Hier setzten nun die Themen des Sonntags an. Stefan Wilke konnte aus der eigenen Praxis bei der Mansfelder Bergwerksbahn konkrete Hinweise beisteuern, wie man durch konsequente Beprobung des Kesselwassers und zielgerichtete Dosierung die für einen störungsfreien und dauerhaften Dampflokbetrieb erforderlichen chemischen Parameter steuert. Erforderlich hierfür sind neben den - durchaus erschwinglichen - Meßgeräten ein wenig Wissen um die Grundlagen der Wasserchemie, ganz besonders aber ein straffes Regiment beim Betreiber selbst, das tunlichst mit gutem Fachwissen einhergehen sollte. Es ist eben nicht damit getan, Dosierungsvorschriften zu erstellen und das Lokpersonal dann seinem Schicksal zu überlassen, vielmehr muß deren strikte Einhaltung ebenso verfolgt werden wie im Betrieb auftretende Schwierigkeiten.
Neben der Bergwerksbahn mit ihren vergleichsweise wenigen Betriebstagen vertrat Hans-Thomas Reichelt mit der Fichtelbergbahn eine professionelle Eisenbahn mit täglichem Dampfbetrieb, die sich allerdings des gleichen Verfahrens und der gleichen Chemikalien bedient. Beide Referenten konnten für ihre Bahnen von guten Erfolgen hinsichtlich Korrosionsunterdrückung und Kalkausfällverhalten berichten. Allerdings scheint gegen ganz vereinzelt auftretenden Lochfraß an den Kesselrohren immer noch kein Kraut gewachsen zu sein.
Der historische und ebenso frisch wie eindrucksvoll renovierte Wartesaal aus dem Jahre 1877 im Staatsbahnhof Klostermansfeld, der heute den Zwecken der Bergwerksbahn dient, bildete den stilvollen Rahmen für die gelungene Veranstaltung, die den Teilnehmern hoffentlich eine gute Grundlage für das Handeln im eigenen Betrieb vermittelte.