Die Museumsbahn Bremerhaven-Bederkesa e.V. richtete in diesem Jahr die 60. bundesweite Museumsbahntagung aus. Wilfried Habenicht, Ehrenvorsitzender des Vereins, begrüßte die Gäste erfreut einmal im Norden der Republik. Er blickte dabei auf die vergangenen zwei Jahrzehnte des Vereins zurück und überbrachte die Grüße des Ministerpräsidenten David McAllister, der in Bad Bederkesa zu Hause ist. Auch Vorsitzender Rolf Thien hieß die Versammlung willkommen, bevor Werner Marquardt als Pressesprecher des BDEF das Grußwort für den befreundeten Verband darbrachte.

Als erstes wurde auf der sehr gut organisierten Tagung das Thema "Versicherung der ehrenamtlichen Museumsbahner in der VBG" wieder aufgenommen, das nach dem Aufgehen der BG Bahnen in die Verwaltungs-BG bereits auf vorangegangenen Treffen eine Rolle gespielt hatte. Susanne Heyne von der Verwaltungsberufsgenossenschaft ließ den langwierigen Findungsprozess für die Versicherten dieser Sparte Revue passieren; präsentierte als Ergebnis, dass Museumsbahnen als Verkehrsunternehmen anzusehen sind, die im weitesten Sinne der Daseinsfürsorge dienen und deren Ehrenamtliche entsprechend eingestuft werden. Der Kopfbeitrag für 2009 beträgt 4,21 Euro, über 2010 wird noch entschieden. Mit ihrem Vortrag lieferte die Referentin die grundlegenden Informationen für eine Änderung in der VDMT-Satzung, der auf der Mitgliederversammlung zugestimmt wurde. Demnach kann der Verband seinen Mitgliedern in Zukunft die Abwicklung der berufsgenossenschaftlichen Versicherung erleichtern und ihnen Kosten- und Verwaltungsaufwand ersparen.

Ein weiteres Thema, das wegen seiner Tragweite erneut auf der Tagesordnung stand, waren die laufend neuen Anforderungen an die Eisenbahnen durch die EU-Gesetzgebung. Der Geschäftsführer der Mittelweserbahn, Hans-Peter Kempf, führte als Beispiele u.a. den Lokführerschein an, die Kontrolle der Güterwagenachsen, die später auch auf Reisezugwagen ausgeweitet werden könnte, sowie das Sicherheitsmanagementsystem und die Sicherheitsbescheinigung. Er verwies auf Initiativen in Frankreich und in der Schweiz, nach denen Museumsfahrzeuge in ein eigenes Regelwerk gesetzt werden. Auf seine eindringliche Mahnung hin, die drohende Regulierungsflut ernst zu nehmen und als Verband aktiv zu werden, erklärten sich mehrere Betriebsleiter spontan bereit, in einem entsprechenden Gremium des VDMT mitzuarbeiten.

Wolfram Bäumer widmete sich dem Thema "Sammeln und Entsammeln – über das Bewerten von Fahrzeugsammlungen, gezeigt am Beispiel der Sammlung des Technik- und Verkehrsmuseums Stade". Dabei wurde den Zuhörern vor allem eines deutlich vor Augen geführt: Entscheidend für den Wert eines einzelnen Objektes oder einer Sammlung ist ein Museumskonzept. Es ist das A und O jeder Sammlung, ganz gleich welcher Art.

Das Technik- und Verkehrsmuseum Stade soll in eine kleinere Halle umgesiedelt werden, was eine Verkleinerung des Exponatebestandes bedeuten wird. Für die Einschätzung, welche Teile der Sammlung in neue Räumlichkeiten übernommen werden könnten, wurden drei Gutachter mit der Bewertung der insgesamt 5000 Objekte beauftragt, für die 383 Ausstellungstücke aus dem Bereich Mobilität und Maschinenbau hatte der Museumsverband für Niedersachsen und Bremen e. V. Wolfram Bäumer empfohlen. Er machte auf die Schwierigkeiten aufmerksam, da der Sammlungsbestand des Technik- und Verkehrsmuseums kaum dokumentiert ist. Für die Arbeit konnten keine Provenienzinformationen ausgewertet werden, es lag nur eine schlichte Inventarliste vor. Deshalb mußte die Bewertung sehr holzschnittartig ausfallen und ergab unerwartet niedrige "Schulnoten" für viele Objekte, sogar für die Diesellok 223 (ex BHE, Deutz 1916). Bei vielen anderen Objekten handelt es sich um industrielle Massenware mit wenig Bezug zur Region Stade.

Ergebnis der Gutachten sind Empfehlungen für die Objekte, die von Verbleib über Magazinieren bis zur Abgabe reichen. Über deren tatsächliche Verwendung muss ein künftiges Museumskonzept entscheiden. Die Gutachter empfahlen, das Wissen der derzeitigen Aktiven dringend festzuhalten, die Eigentumsverhältnisse bezüglich der Objekte zu klären und kritisch zu hinterfragen, ob die Handels- und Verwaltungsstadt Stade überhaupt ein guter Standort für ein Museum industrieller Produkte sein kann. Weitere Infos und den Foliensatz zum Download.

Auf der Jahreshauptversammlung des Verbandes am Sonnabendnachmittag war eine umfangreiche Satzungsänderung wesentlicher Tagesordnungspunkt. Die Satzung wurde neben redaktionellen und strukturellen Überarbeitungen, die Einsetzung von Referenten und die mögliche pauschale Aufwandsentschädigung für Mitarbeiter verändert – insbesondere für die Möglichkeit der Unfallversicherung über den VDMT bei der VBG. Bei den Vorstandswahlen wurde der seit 1993 amtierende stellvertretende Vorsitzende Günther Steinhauer einstimmig wiedergewählt.

Heimo Echensperger hat 1993 den Verband mit weiteren engagierten Mitgliedern einer Gründungskommission aus der Taufe gehoben und seither als Vorsitzender geleitet. Nach 18 Jahren ehrenamtlicher Verbandsarbeit trat er für eine Wiederwahl nicht mehr an, bleibt dem Verband jedoch als Referent für internationale Beziehungen beim europäischen Dachverband der Museums- und Touristikbahnen FEDECRAIL weiterhin eng verbunden. Dort bekleidet Echensperger das Amt des Vizepräsidenten. Für seinen unermüdlichen Einsatz an der Spitze des Verbandes galt nun der Dank aller Anwesenden. Der langjährige Erste Vorsitzende wurde zum Ehrenmitglied ernannt.

Als Nachfolger wählte die Mitgliederversammlung einstimmig Wolfram Bäumer, der seit 1991 als Leiter des VDMT-Arbeitskreises Museumskonzeption und als Redakteur des Museums-Periodikums "Die Museums-Eisenbahn" kein Unbekannter ist. Bei seiner Antrittsrede bat er um das Vertrauen sowie darum, ihm die Redakteurstätigkeit als sein Hobby zu belassen und die Äußerungen in der Zeitschrift Die Museums-Eisenbahn niemals als Meinungsäußerungen des VDMT zu interpretieren.

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