Neue Wege beschreitet das Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen: Die Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (DGEG) hat das dortige Vermögen in die neu gegründete „Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum“ eingebracht, um gemeinsam mit der Stadt als Stiftungspartner den Bestand des Museums auf Dauer zu sichern und das Museum auf ein modernes Niveau zu bringen. In Kürze soll der Regionalverband Ruhr noch als weiterer Partner mit ins Boot genommen werden. Die Stiftungsurkunde wurde am 14. Juli dieses Jahres von DGEG-Präsident Günter Krause und Bochums Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz unterzeichnet.

 

Zum Vorstand der Stiftung wurde Prof. Dr. Wolfgang Fiegenbaum (Münster) bestimmt, dem Stiftungskuratorium gehören an Dr. Alfred Gottwaldt (Eisenbahnhistoriker, Stiftung Deutsches Technik-Museum, Berlin), der Stuttgarter Architekt und Museumsgestalter Prof. HG Merz, der Bochumer Stadtrat und Dezernent Michael Townsend sowie DGEG-Präsident Dipl.-Ing. Günter Krause und der Verkehrshistoriker und Verleger Wolfgang Klee, derzeitiger Vizepräsident der DGEG. Professor Fiegenbaum ist als langjähriger Präsident der DGEG mit den Belangen des Bochumer Eisenbahnmuseums seit Jahren intensiv befasst und bestens vertraut.

Damit sind die Interessen des Museums, sich für die Zukunft zu rüsten, und der Stadt Bochum, den Stadtteil Dahlhausen städtebaulich weiterzuentwickeln, zusammengeführt worden. Das größte private Eisenbahnmuseum in Deutschland auf einen modernen Stand zu bringen und dabei umfangreiche Sanierungsarbeiten an den Außenanlagen und dem Ringlokschuppen vorzunehmen, hätte die Möglichkeiten eines Vereins bei Weitem gesprengt. Krause: „Allein hätten wir das nicht stemmen können.“ Mit der jetzigen Konstellation sind die Voraussetzungen geschaffen worden, um Anträge für entsprechende Fördermittel des Landes, Bundes und der EU stellen zu können. Die Stadt Bochum sichert weiterhin einen jährlichen Zuschuss nach Möglichkeit im fünfstelligen Bereich zu. Sie bringt zudem die städtebaulichen Planungen in das Projekt ein.

Die Pläne sind weitreichend: Es soll ein musealer, touristischer und wirtschaftlicher Zukunftsstandort entstehen. Zur Zeit wird mit der Deutschen Bahn über den Ankauf des Bochumer Museumsgeländes verhandelt, das in die Stiftung eingebracht bzw. dieser zur Verfügung gestellt werden soll. Ebenso wie die umfangreiche Fahrzeugsammlung der DGEG, die u. a. 15 Dampflokomotiven – von der Schnellzugmaschine 01 008 bis zur Feldbahn-Schmalspurlok – sowie elf Dieselloks und -triebwagen, fünf Elektroloks und -triebwagen, zahllose Wagen, Kleinfahrzeuge sowie technische Einrichtungen umfasst. Der Wert der Exponate wird mit circa 3,4 Millionen Euro angegeben, ohne den ideellen Wert der ungezählten Arbeitsstunden der rund 130 Ehrenamtlichen zu berücksichtigen. Auch die baulichen Anlagen, soweit bislang im DGEG-Eigentum, gehen auf die Stiftung über. In Deutschland gibt es nur noch zwei Standorte, die es mit den über 150 großen und ungezählten kleineren Exponaten aufnehmen können: das Verkehrsmuseum Nürnberg und das Deutsche Technikmuseum Berlin.

Der Stiftungsgründung vorausgegangen sind jahrelange Kontakte zwischen den Stiftungspartnern und die Umstrukturierung der DGEG in zwei Bereiche: den ideellen als eingetragenem Verein u.a. mit den Museen und dazu den gewerblichen als Holding u.a. mit dem Bahnbetrieb. Eingebunden in die Planungen wurden auch das Land Nordrhein-Westfalen und der Regionalverband Ruhr. Mit dem Schritt, sich von der Vereinsstruktur zu lösen und die Sachwerte in eine Stiftung übergehen zu lassen, ist ein zukunftssicheres Modell gewählt worden; denn der Stiftungszweck ist dauerhaft festgeschrieben. Präambel der Satzung: „Seit dem Jahre 1968 hat die Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte e. V. (DGEG) eine Sammlung von Eisenbahnfahrzeugen im historischen Bahnbetriebswerk in Bochum-Dahlhausen aufgebaut und macht diese der Öffentlichkeit zugänglich. Diese Sammlung soll gemeinsam mit der Stadt Bochum zu einem zeitgemäßen Eisenbahnmuseum ausgebaut und damit auf Dauer am heutigen Standort gesichert werden.

Gleichzeitig soll in Bochum-Dahlhausen ein Betriebszentrum für historische Eisenbahnverkehre entstehen, mit dem u. a. die touristische Erschließung des Ruhrtales gefördert werden soll. Der Stiftungszweck wird insbesondere verwirklicht durch: Trägerschaft und Betrieb des Eisenbahnmuseums Bochum; Förderung von Vorhaben, die geeignet sind, die historische Bedeutung der Eisenbahn für den Kultur- und Wirtschaftsraum Ruhrgebiet zu verdeutlichen; Förderung von Maßnahmen, die exemplarisch die technische Fortentwicklung des Eisenbahnwesens, z. B. durch einen Demonstrationsbetrieb von Dampflokomotiven, zum Ziel haben; Durchführung von wissenschaftlichen Veranstaltungen und Forschungsvorhaben; Weiterer Zweck der Stiftung ist die Mittelbeschaffung (..)“.

Die Stiftung Eisenbahmuseum Bochum ist außerhalb der „Stiftung Deutsche Eisenbahn“ (SDE) gegründet worden, die 2005 als eine Dachstiftung der deutschen Eisenbahnmuseen und Museumsbahnen ins Leben gerufen wurde. Unter dem Dach der SDE befindet sich eine Reihe von Treuhandstiftungen, die in ähnlicher Weise zum Ziel kommen wollen wie Bochum-Dahlhausen. So u.a. die Stiftungen Bahnbetriebswerk Hanau, Historischer Eisenbahnpark Niederrhein und die Bahnwelt Darmstadt-Kranichstein. Außerdem ist das Eisenbahnmuseum Dieringhausen im Besitz der Hermann-Haeck-Stiftung. Im Jahr 2001 ist die erste privatrechtliche Eisenbahn-Stiftung in Deutschland gegründet worden, inzwischen sind es rund ein Dutzend.

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