"Tradition bewahren heißt nicht Asche aufheben, sondern eine Flamme am Brennen halten."

Jean Jaurès


 

Mit der Rocket von 1829 begann die Mobilitätsrevolution

Als in der frühen Phase der allgemeinen industriellen Entwicklung Robert Stephensons Dampflokomotive "Rocket" 1829 in Rainhill das legendäre Rennen um eine Ausschreibung von Minen-Besitzern gewann, wurden die Weichen für den Siegeszug eines Verkehrsmittels gestellt, welches das Leben der Menschen im 19. Jahrhundert in ähnlichem Maße veränderte wie heutzutage das Internet. Das Verkehrsmittel Eisenbahn hat nicht nur die Möglichkeiten der industriellen Entwicklung, sondern auch die Mobilität der Menschen auf allen Kontinenten beeinflusst und über viele Jahrzehnte geprägt. Die Entwicklung hatte eine solche Dynamik, dass bereits am Ende des 19. Jahrhunderts die Eisenbahnnetze Europas fast vollendet waren. Für die Entwicklung unserer modernen Gesellschaft waren die Transportmöglichkeiten der Eisenbahn eine der Voraussetzungen.

Eisenbahnsymbol Dampflok

Geprägt wurde das Bild der frühen Bahn überwiegend durch die mächtigen Dampflokomotiven, die auch heute noch bei vielen Menschen mit dem Begriff Eisenbahn untrennbar verbunden sind. Doch auch die Bahn ist gezwungen, ihren Betrieb den modernen Prämissen des Verkehrs "schneller, komfortabler, wirtschaftlicher" unterzuordnen. Dies bedeutete für die Loks und Wagen, die teils noch aus der Kaiserzeit stammten, das Aus.

Die Dampflokomotive als Symbol für die Eisenbahn
Für die Nachwelt aufbewahrt: die unterschiedlichsten Typen von historischen Fahrzeugen, viele davon betriebsbereit

Das Ende einer Ära

Moderne Fahrzeuge und die rasche Elektrifizierung der Magistralen ließen schon Ende der sechziger Jahre das endgültige Ende für deren Einsatz erahnen. Als in den Achtzigern - mit Ausnahme der Schmalspurbahnen bei der Deutschen Reichsbahn die letzten Dampfloks aus dem regulären Dienst verschwanden, war der Strukturwandel bei den deutschen Bahnen vollzogen. Diejenigen Eisenbahnfahrzeuge, deren technische Entwicklungslienien bis in die Frühzeit dieses Verkehrsmittels reichten, waren - so schien es - endgültig ihren modernen Nachfolgern in Gestalt von Diesel- und Elektrolokomotiven gewichen.

Private Initiative für die Vielfalt

Die seit den sechziger Jahren erkennbare Situation war für einige Eisenbahninteressierte die Aufforderung zum Handeln, da im Bereich der öffentlichen Museen und der Bahnverwaltungen erhebliche Defizite in bezug auf die Vielfalt des zu Erhaltenden erkannt wurden. Um die Erinnerung an diesen wichtigen Teil unserer Industrie- und Verkehrsgeschichte zu bewahren, gründeten sich Vereinigungen auf ehrenamtlicher Basis, die durch den Erwerb ausgemusterter Fahrzeuge Sammlungen zur Eisenbahngeschichte aufbauten, die heute in ihrer Gesamtheit den Bestand der öffentlichen Institutionen weit übersteigen. Es ist das Ziel dieser Seiten, Ihnen diese Einrichtungen ein wenig näher zu bringen.

Kommen Sie herein, lassen Sie sich begeistern von dem Engagement vieler Eisenbahn-Enthusiasten

Der Dachverband

Der Verband Deutscher Museums- und Touristikbahnen e.V. (VDMT) ist die Dachorganisation der nicht-staatlichen Museumsbahnen und Eisenbahnmuseen in Deutschland. Der Verband wurde 1993 gegründet und hat seinen Sitz in Berlin. Seine Aufgaben sind:

  • Das Erhalten und Verbessern der Rahmenbedingungen für die Museumsbahnen und Eisenbahnmuseen;
  • Die Vertretung der Interessen seiner Mitglieder gegenüber Ministerien, Behörden, Verbänden und der Deutschen Bahn AG;
  • Die Information der Mitglieder über relevante aktuelle Entwicklungen im Eisenbahnwesen;
  • Die Förderung des Informationsaustausches und der Zusammenarbeit der Mitglieder.
  • Höhepunkte der Verbandsarbeit sind die beiden Tagungen im Frühjahr und Herbst eines jeden Jahres. Sie sind Foren für den Austausch unter den Aktiven und gleichzeitig auch Fachkonferenz zu aktuellen Themen.

Die Geschäftsführung des VDMT liegt bei einem fünfköpfigen, ehrenamtlich tätigen Vorstand. Für die fachliche Arbeit werden operativ Arbeitskreise zu technischen, betrieblichen, kommerziellen sowie musealen Fragestellungen gebildet.

Der VDMT ist Gründungsmitglied im europäischen Museumsbahnverband FEDECRAIL und außerordentliches Mitglied im Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Verbandsorgan ist die Zeitschrift Eisenbahn Kurier, die im EK-Verlag, Freiburg, erscheint.

 

Der Flyer enthält die Informationen über alle VDMT-Mitglieder und -Museumsbahnen. Ein Klick auf das Foto lädt eine PDF-Datei auf Ihren PC.Museumsbahnflyer

Idyllische Szenerie: wir wollen nicht zum Abschied winken - Vergangenheit hat Zukunft

 

Eine Broschüre mit der Darstellung der Arbeit und der Leistung der Museumsbahnen kann bezogen werden beim VDMT
 

Museumseisenbahnen sind auch Eisenbahnen

Unsere Besucher stellen oft die Frage, ob die Museumsbahnen "denn einfach so mit ihren Fahrzeugen auf den Eisenbahnstrecken fahren dürften." Dem ist natürlich nicht so. Museumsbahnen in Deutschland sind Eisenbahnen wie jede andere auch, nur dass ihre Fahrzeuge etwas älter sind. Für den Betrieb der Museumsbahnen gelten daher die gleichen Regeln und Anforderungen wie für jede andere Eisenbahn. Im wesentlichen sind dies das Allgemeine Eisenbahngesetz (AEG) und die ergänzenden Gesetze der Bundesländer sowie die darauf beruhenden Verordnungen und Vorschriften.

Selbständige Eisenbahnen

Nachdem mit der Bahnreform ab 1994 die Möglichkeit geschaffen wurde, Anbieter von reinen Eisenbahnverkehrsleistungen, also ohne eigene Strecke, als sogenannte Eisenbahnverkehrsunternehmen zu konzessionieren, haben viele Museumsbahnen diese Möglichkeit genutzt, als Eisenbahn selbständig zu werden. Zuvor verkehrten diese Bahnen meist unter der Betriebsführung einer Nichtbundeseigenen Eisenbahn, die wegen ihrer Strecke über die erforderliche Genehmigung verfügte. Daneben gab es auch schon immer eine Anzahl von Museumsbahnen mit eigener Strecke, die ebenfalls als Nichtbundeseigene Eisenbahnen genehmigt waren.

Die Aufsichtsbehörde prüft

Voraussetzung für die Genehmigung als Eisenbahn ist die Erfüllung der in der Eisenbahnunternehmer-Berufszugangsverordnung genannten Anforderungen. Die Länderverkehrsministerien sind als Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde für die Genehmigung und Überwachung der Eisenbahnen zuständig. Als eigene Eisenbahnunternehmen sind die Museums- oder Touristikbahnen stets für die Sicherheit ihres Betriebes selbst verantwortlich. Egal, ob die Bahn nur Fahrzeuge oder auch eine eigene Strecke betreibt, sie braucht einen Betriebsleiter, der die Betriebssicherheit gegenüber den Mitarbeitern, Fahrgästen und Anwohnern zu verantworten hat. Bei der hohen Verantwortung des Betriebsleiters sind Forderungen nach einer umfangreichen fachlichen Ausbildung und menschlicher Eignung verständlich. Erst nach einer Prüfung bestätigt die Aufsichtsbehörde den Betriebsleiter.

Hoch qualifizierte Fachkräfte

Die Eisenbahner der Museumsbahnen - Lokführer, Heizer, Zugführer, Schaffner, Rangierer usw. - müssen vor ihrem Einsatz festgelegte Ausbildungsgänge durchlaufen und Prüfungen ablegen. Sie müssen sich regelmäßig fortbilden und unterliegen wie andere Eisenbahner auch einer turnusmäßigen gesundheitlichen Überprüfung. Eine besondere Bedeutung kommt schließlich den Dampflokführern zu, und hier geht es nicht um "Ehrenlokführer", sondern um langjährig tätige und hoch qualifizierte Fachkräfte. Die meisten der heute bei Museumsbahnen tätigen Dampflokführer haben ihre Befähigung nicht mehr bei Reichs- oder Bundesbahn erworben, sondern bei einer Museums- oder Touristikbahn.

Fachkundig: Lokführer und Heizer sind vollständig ausgebildet und geprüft
Unerbittlich: Signale und Vorschriften lassen keine Interpretationsspielräume

Vorschriften gelten auch hier

Die sicherheitsrelevanten Einrichtungen der Eisenbahnen, wie zum Beispiel die Gleis- und Signalanlagen, die Fahrwerke der Fahrzeuge, in besonderem Maße die Bremsen und die Lokomotivkessel, werden entsprechend den Vorschriften regelmäßig überprüft. Hierzu bedienen sich die Museumsbahnen, sofern sie nicht selbst über fachkundiges Personal verfügen, Sachverständiger oder geeigneter Fachwerkstätten.

Diesen Anforderungen gerecht zu werden, erfordert ein erhebliches Maß an Engagement der ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter, doch bietet sich dabei für jeden die Gelegenheit, neue Erfahrungen zu sammeln und Herausforderungen zu meistern.

Die aktiven Mitarbeiter der Museumseisenbahnen

Traumberuf: bei entsprechender Qualifikation kann sich mancher Museumsbahner als Lokführer betätigen

"Sie sind doch sicher von der Bundesbahn..." war anfangs eine häufig gehörte Bemerkung. Und das Staunen ist auch heute noch groß, wenn sich der Schaffner, Lokführer oder Heizer als Arzt, Werkzeugmacher, Rechtsanwalt, Kraftfahrer, Ingenieur oder Pastor und oft als Schüler, Lehrling oder Student zu erkennen gibt.

Ehrenamtliche Mitarbeit

Die meiste Arbeit im Gleisbau, in Lok- und Waggonwerkstatt sowie im Fahrbetrieb wird ehrenamtlich erledigt, d. h. von Menschen, die bei einer Museums- oder Touristikbahn zusammen mit Gleichgesinnten ihre Freizeit verbringen. Die schweißtreibende Schufterei am Wochenende gleicht das Stillsitzen am Schreibtisch aus, junge Menschen sammeln unter der Anleitung Älterer praktische Erfahrungen, und manch einer erfüllt sich den Jugendtraum vom Lokführer. Teamgeist und Kollegialität sind gefordert, und Freundschaft wird gegeben. Gute Zusammenarbeit ist für den Eisenbahnbetrieb unumgänglich.

Majestätisch: ehrenamtliche Schaffner schlüpfen am Wochenende in historische Uniformen
Aufwändig: die betriebsfähige Erhaltung der Fahrzeuge und Gleisanlagen. Sie muss allen Kontrollen der Aufsichtsbehörden standhalten

Sinnvolle Beschäftigung

In den letzten Jahren sind Museums- und Touristikbahnen auch Bestandteil des "zweiten Arbeitsmarktes“ geworden. Hier finden viele scheinbar nicht mehr benötigte Menschen nicht nur einen Arbeitsplatz, sondern auch die Bestätigung, etwas Sinnvolles für unsere Gesellschaft leisten zu können. Einige Museumsbahnen und Eisenbahnmuseen beschäftigen mittlerweile auch fest angestellte Mitarbeiter, zumeist in kaufmännischen und organisatorischen Funktionen.

Nicht nur in Männerhand

Die Eisenbahnen sind nicht fest in Männerhand: machten sich anfangs die Freundinnen, Ehefrauen und Kinder der Museumsbahner im Buffetwagen nützlich, kommen heute junge Frauen zum Kohlen schippen, Schwellen schleppen und Fahrkarten knipsen - auch ohne männliche Begleiter.

Nicht nur Männersache: im Dienstunterricht werden die Einzelheiten einer Bremsprobe durchgenommen

Die Darstellung der Technikgeschichte

Nicht nur Dampf-Nostalgie: ein Benzin-getriebener Schienenbus der 30er Jahre

Die im VDMT vertretenen Museumsbahnen und Eisenbahnmuseen leisten mit ihren Sammlungen, ihrer Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Eisenbahngeschichte und ihrem übergeordneten Ziel, der Bewahrung technik- und sozialgeschichtlicher Objekte und Überlieferungen, einen bedeutenden Beitrag zur Kulturgeschichte unseres Landes.

Breites Spektrum

Die klassischen staatlichen Eisenbahn- und Technikmuseen repräsentieren größtenteils als zentrale Museen alter Schule besonders ausgewählte Objekte, die sogenannten "Meisterwerke der Technik". Dagegen ist das Spektrum der privaten Museumsbahnen und Eisenbahnmuseen oft sehr viel weiter gefasst, von der Darstellung der Feld-, Schmalspur-, Privat- und Straßenbahnen geht es bis zu großen Sammlungen einzelner Bahnverwaltungen oder spezieller Fahrzeuggattungen. Ein Defizit der klassischen Museen kann darüber hinaus sein, dass die Objekte außerhalb ihres normalen Umfeldes gezeigt werden, eine Präsentation von Fahrzeugen und Anlagen im Betrieb ist selten möglich.

Ganze Betriebe museal erhalten

Bei den Museumsbahnen ist dagegen gerade der Betrieb der wichtigste Aspekt, die dazu notwendigen vielfältigen Anlagen und Einrichtungen müssen vorhanden sein und erhalten werden. Durch die Übernahme von Strecken und Infrastruktureinrichtungen verfügen viele Bahnen inzwischen auch über umfangreiche Gleisanlagen, Gebäude und andere Objekte, die zusammen mit dem Fahrbetrieb und den Reparatur- und Restaurierungsarbeiten aktiv betriebene Freilichtmuseen bilden.

Weitläufige Bahnanlagen werden ebenso erhalten wie die dazugehörigen Gebäude
Urahn des Ticketautomaten: persönliche Bedienung am dörflichen Fahrkartenschalter

Auch neben den Gleisen

Vielen Museumseisenbahnern ist dieser Zusammenhang noch nicht ausreichend bewusst, oft fehlt auch die Anerkennung der geleisteten Arbeit durch etablierte Museen und die politische Öffentlichkeit. Einigen der Museumsbahnen ist es aber schon gelungen, Fahrzeuge, Anlagen und Bauten als Ensemble zu erhalten. Neben der wissenschaftlichen Anerkennung und Unterstützung z. B. durch die staatliche Denkmalpflege konnten so auch Mittel zur Förderung technik- und kulturgeschichtlich wichtiger Erhaltungs- und Restaurierungsarbeiten eingefordert werden.

Neue Sammelkonzepte

Zu den zukünftigen Aufgaben gehört es, die Sammlungsbestände und die zugrundeliegenden Konzepte der Museumsbahnen zu ermitteln. Erfasst werden sollen dabei nicht nur die umfangreichen Fahrzeugbestände, sondern auch andere eisenbahnbezogene Objekte wie z. B. Fahrkartendrucker, Sicherungsanlagen, Plan- und Aktenarchive und nicht zuletzt die zahlreichen historischen Gebäude und Anlagen.

Großer Aufwand: so wurde vor vielen Jahren der Güterverkehr durchgeführt. Auch das gehört zum Ensemble einer Museumseisenbahn

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